Grabdenkmäler aus Augusta Treverorum, digital vernetzt

Abgeschlossen
3D-Modell eines Reliefs mit Reiterkampf und Pilaster mit Kapitell i3mainz, CC BY SA 4.0

Das BMBF-geförderte Projekt „Grabdenkmäler aus Augusta Treverorum, digital vernetzt“ hat zum Ziel, zwei umfangreiche Materialkomplexe zumeist aus dem Rheinischen Landesmuseum Trier, aber auch aus Neumagen-Dhron an der Mosel mit Informationen zu römischen Grabdenkmälern aus Augusta Treverorum zu digitalisieren und wissenschaftlich aufbereitet online verfügbar zu machen.

Motivation

Für die wissenschaftliche Erschließung der Römischen Grabdenkmäler aus Augusta Treverorum durch die klassischen Archäologen der Goethe-Universität Frankfurt sind zwei große Materialkomplexe von wesentlicher Bedeutung: Zum Einen die Grabmalfragmente aus dem Rheinisches Landesmuseum Trier. Diese wurden zu einem großen Teil bereits im Rahmen eines durch die DFG geförderten Vorgängerprojekts gescannt. Die übrigen Stücke aus dem Museum sowie mehrere Fragmente treverischer Grabdenkmäler, die sich im Raum Neumagen-Dhron befinden, wurden im Rahmen dieses Projekts systematisch digitalisiert.

Bei dem zweiten Komplex handelt es sich um rund 22.000 Glasplattennegative mit Fotografien aus dem frühen 20. Jahrhundert im Archiv des Rheinisches Landesmuseum Trier. Dieser Bildbestand dokumentiert die Grabdenkmäler zum Zeitpunkt ihrer Auffindung und Bergung oder kurz nach ihrer Verbringung in das Rheinische Landesmuseum Trier.

Beide Komplexe wurden im Rahmen dieses Projekts digitalisiert und werden in Kürze der Wissenschaft zugänglich gemacht.

Aktivitäten

Glasplattennegative

In zwei Kampagnen von Juli bis Oktober 2018 und im Februar 2019 digitalisierten studentische Mitarbeiter der Hochschule Mainz, Fachrichtung Geoinformatik und Vermessung, die Glasplattennegative des genannten Komplexes im Rheinischen Landesmuseum Trier. Für diese Arbeiten konstruierten die Mitarbeiter des i3mainz einen Diffusortisch mit ausgerichteter digitaler Spiegelreflexkamera, einer Nikon D800 mit Ringblitzkonstruktion, und vorgefertigten Schablonen zum Anlegen der Negative. Die Kamera steuerten sie über die Software DigiCamControl. Rund 1000 Abbildungen sind nicht auf Glas aufgebracht, sondern auf Fotofolien. Sie konnten mit demselben Workflow digitalisiert werden.

Wie sich herausstellte, waren rund 200 der Platten bereits beschädigt. Bei manchen löste sich die Bildseite vom Glasuntergrund, einige der Platten waren gebrochen. Sehr alte Aufnahmen waren bereits so stark verblasst, dass die Abbildung kaum noch zu erkennen ist. 

Fragmente von Grabdenkmälern

Im März 2019 scannte Laura Raddatz, unterstützt von zwei Studenten, die römischen Steinfragmente in Neumagen-Dhron. Ein Teil der Objekte steht im Heimatmuseum Neumagen-Dhron. Diese wurden mit dem Streifenlichtprojektionsscanner Atos Core aufgenommen, wobei die Einzelscans über Referenzpunkte verknüpft wurden.

Weitere Objekte im Weingut Krebs in Neumagen-Dhron nahm sie mit dem Handheld Scanner FARO Freestyle3DX auf. Damit lassen sich die Objekte schnell und ohne Referenzpunkte dreidimensional erfassen. Der Scanner wird dabei per Hand über das Objekt geführt, wobei die einzelnen Scans über einen ausreichenden Überlappungsbereich automatisch verknüpft werden.

Etwa 60km südwestlich von Neumagen–Dhron nahe der Gemeinde Serrig liegen die Überreste eines römischen Grabmals, des sogenannten Widdertshäuschens. Auch diese wurden mit dem Freestyle 3DX vollständig digital erfasst.

Einen letzten Komplex römischer Steinfragmente im Rheinischen Landesmuseum in Trier scannte Laura Raddatz im Juli 2020. Mit studentischer Unterstützung konnte sie innerhalb von einer Woche 49 Objekte unterschiedlichster Größe digitalisieren. Das größte Objekt ist das etwa 3 Meter lange Neumagener Weinschiff. Von diesem und sechs weiteren 3D-Modellen wurden 3D-Drucke erzeugt, welche die Archäologen an der Universität Frankfurt für ihre Forschung nutzen werden. Rund 50 weitere Steinfragmente aus dem Landesmuseum Trier wurden in den Laboren des i3mainz gescannt.

Mit diesen Arbeiten konnten die bereits im Juli 2018 an Objekten im Rheinisches Landesmuseum Trier und im Weingut Georg Heim in Neumagen-Dhron begonnenen 3D-Aufnahmen von Artefakten abgeschlossen werden. Dr. Ute Kelp von der Universität Frankfurt begleitete die Arbeiten von archäologischer Seite.

Resultate

Alle 3D-Modelle stehen nun für die projektinterne Auswertung über eine auf 3DHOP basierenden Webanwendung zur Verfügung.

Projektübergreifend erarbeitet derzeit ein Team von i3mainz und Römisch-Germanischem Zentralmuseum (RGZM) ein Metadatenschema zur Beschreibung des technischen Vorgangs bei der Erstellung von 3D-Modellen. 

In Kürze werden alle Digitalisate der beiden Material-Komplexe, versehen mit standardisierten Metadaten, in Arachne, der zentralen Objektdatenbank des deutschen archäologischen Instituts, veröffentlicht.