ChronOntology - Ein Zeit-Gazetteer für die historisch-kulturwissenschaftlichen Fächer

Abgeschlossen
Beispielhafte Darstellung von Zeitkonzepten i3mainz, CC BY SA 4.0

Ziel von ChronOntology ist die persistente Bereitstellung offener Webservices zur dynamischen Adressierung der ganzen Bandbreite chronologischer Konzepte als Linked Open Data Ressourcen, analog zu Ortsdaten in einem Gazetteer. Die publizierten Zeitangaben sollen es ermöglichen, digitalen Ressourcen der Digital Humanities standardisierte Zeitzuordnungen zuweisen zu können.

Motivation

Die erfolgreich etablierten Gazetteer-Systeme und -Dienste wie etwa Pleiades und Pelagios ermöglichen es, geisteswissenschaftliche Text- und Objektdaten mit eindeutig und persistent adressierbaren Ortsinformationen zu verbinden. Dabei bleibt allerdings die zeitliche Dimension der Information in ihrer historischen Entwicklung weitestgehend unberücksichtigt. Ein großes Desiderat ist daher eine URI-basierte Methode zur dynamischen Adressierung der ganzen Bandbreite chronologischer Konzepte als Linked Open Data Ressourcen über Webservices, mit CIDOC CRM, Dublin Core und RDF-basierenden Repräsentationsmöglichkeiten.

Ziel von ChronOntology ist die persistente Bereitstellung solcher offenen Webservices. Die API stellt semantisch modellierte Ressourcen zu standardisierten Zeitangaben unter einem URI zur Verfügung, analog zu Ortsdaten in einem Gazetteer. Diese einheitlich adressierbaren Zeitangaben ermöglichen die Verknüpfung digitaler Wissensressourcen der Digital Humanities mit standardisierten Zeitzuordnungen.

Aufgabe des i3mainz im ChronOntology Projekt ist die Sicherstellung der adäquaten Repräsentation und Visualisierung von Ortsbezügen innerhalb der Zeitkonzepte. So umfasst etwa der Begriff „Frühe Bronzezeit“ sehr unterschiedliche archäologische Phänomene in Abhängigkeit zur Region. Diese Grenzen sind unscharf und ergeben sich erst aus der Auswertung des Datenmaterials.

Das Web stellt in Projekten wie PeriodO oder Geodia weitere Raum-Zeit-Gazetteers zur Verfügung. Im Gegensatz zu PeriodO, dessen Zeitkonzepte sich auf Literaturquellen stützen, basiert ChronOntology auf realen Objektdaten wie der Arachne Datenbank des DAI.

Aktivitäten

Die Arbeit im zweiten Projektjahr konzentrierten sich auf Visualisierungsstrategien der zeitlichen und räumlichen Relationen in online verfügbaren Widgets. Diese werden sowohl vom Frontend direkt eingebunden, sollen aber auch in Systemen Dritter unabhängig davon übernommen werden können.

Ein besonderes Augenmerk liegt hier auf dem von Sebastian Cuy und Wolfgang Schmiedle entwickelten ChronOntology Time Browser, der komplexe Hierarchien verknüpfter Perioden nutzerfreundlich zur Verfügung stellt. Florian Thiery implementiert das ChronOntology Geo Widget, welches als zentrale Visualisierung des räumlichen Kontextes und deren semantischer Beziehung fungiert. Dieses Widget zur Einbindung der verknüpften semantischen Informationen des iDAI.gazetteer, basiert auf JAVA Servlets und Leaflet. Darüber hinaus werden zur Zeit Items der Arachne Objektdatenbank, die mit ChronOntology verknüpft sind dargestellt. Daraus ergeben sich reale Verteilungskarten direkt aus den zu Grunde liegenden Fachdaten.

Erste Ergebnisse des Projekts präsentierte Wolfgang Schmiedle in Zusammenarbeit mit Florian Thiery, Nathalie Kallas und Sebastian Cuy auf der CAA 2016 in Oslo im Vortrag „Linking periods: Modeling and utilizing spatio-temporal concepts in the ChronOntology project“. Hier erfolgte zudem die Publikation des ChronOntology Servers (http://chronontology.dainst.org). Im Dezember folgte Kai-Christian Bruhn der Einladung der Pelagios Commons zum „2nd International Linked Pasts Symposium“ an die Facultad de Filología, UNED, Madrid, um übergeordnete Überlegungen zur Verlinkung von Zeitkonzepten zu präsentieren.

Im Jahr 2017 sind die Weiterentwicklung der Time- und Geo-Widgets, die Erstellung von „Space Time Volumes“ und die Veröffentlichung des ChronOntology Servers geplant. Der Zeit-Gazetteer wird der Forschungscommunity zur Verfügung stehen und der Sourcecode auf GitHub veröffentlicht werden, so dass Institutionen eine eigene Instanz des Zeit-Gazeetters publizieren können.